Sao Miguel, Azoren – Nichts für faule Fotografen

Um ein kleines Zitat aus dem letzten Jahr zu bemühen:“And with that, the 2023 travel season comes to an end!“

Ich sitze gerade im Flieger von Sao Miguel auf den Azoren nach Lissabon und lasse die letzte Reise für dieses Jahr Revue passieren. Mit diesem Beitrag möchte ich euch ein gefühl vermitteln, auf was ihr euch einstellen könnt, wenn ihr überlegt eure Herbstflucht auf Sao Miguel zu verbringen und ein paar schöne Fotos im Gepäck mit nach hause nehmen wollt.

Letztes Jahr um diese Zeit bin ich auch in einem Flieger gesessen, aber da direkt von Madeira nach München und auch wenn sich der Vergleich der beiden Inseln praktisch aufdrängt, möchte ich nur kurz darauf eingehen. Im Gegensatz zu Madeira im letzten Jahr habe ich mich auf Sao Miguel von Anfang an wohl und willkommen gefühlt. Die Insel ist einfach nicht so schroff und allgemein etwas einladender wie ihre südlicher gelegene Halbschwester. Fotografisch hingegen musste ich erst ein bisschen mit ihr warm werden.

Die Hauptstadt Ponta Delgada

Der buchstäbliche Heimathafen für diese Woche war ein Hotel an der Hafenpromenade in der Hauptstadt Ponta Delgarda. Die Stadt wurde in einem Beitrag, den ich in Vorbereitung gelesen habe, als Morbide beschrieben und nach dieser Woche muss ich sagen, das Trifft es doch ganz gut. Wunderschön gepflegte, historische Bauwerke stehen Schulter an Schulter mit einstürzenden Ruinen und frisch renovierten, in knalligen Farben gestrichenen kleinen Häusern. Da die Hälfte der Bewohner der Insel in der Hauptstadt lebt, drängen sich auch immer wieder mittelmäßig ansehnliche Hochhäuser dazwischen. Die Armut und eine wirtschaftliche Schieflage liegen in der Luft, immer wieder begegnen einem Obdachlose. Gleichzeitig weht ein Wind von Aufbruch durch die Straßen. Es gibt Botiken und die Menschen gehen zum essen… ich hatte auch das Gefühl es gibt eine Art von Partykultur unter den Jungen Leuten.

Essen und Trinken

Bevor ich jetzt aber im Detail zu den fotografischen Perlen komme, möchte ich mich noch kurz um das Leibliche Wohl in diesem Beitrag kümmern.

Kurz gesagt, die Insel ist ein Paradies für Fischliebhaber und (Rot)Weintrinker. Nur so zur einordnung… ich gehöre eindeutig zu ersterem und weniger zu zweiterem, aber gutes Essen begeistert mich immer! So gut wie alles, was man zu essen bekommt, wurde auf irgendeiner der Inseln lokal angebaut und verarbeitet. Der Fisch kommt direkt aus dem Meer, der Käse von den ansässigen Bauern und der Wein von den Hängen der Vulkane. Darauf sind die Insulaner mit Recht ziemlich stolz, denn es schmeckt alles göttlich! Nichtmal von Oliven, von denen ich normalerweise Abstand halte, konnte ich die Finger lassen. Als besonderes Highlight möchte ich das Grillen auf seinem eigenen Kohle-Grill im Lokal Açores Grill in Ponta Delgada hervorheben. Man bekommt eine Platte mit verschiedenen, dünn geschnittenen Fleischsorten und darf diese selber auf das Feuer legen. Dazu gibt es hausgemachte soßen und Beilagen nach Wahl…. Es versteht sich von selbst, dass man hier als Vegetarier fehl am Platz ist 😉

Die Insel vor der Linse

So schnell wie ich mich auf der Insel im Allgemeinen wohlgefühlt hab, ging es leider mit der Kamera nicht. Mir fehlte irgendwie immer der Aufhänger, der Wow Faktor, das Thema abgesehen von „hier ist es schön“. Das änderte sich erst, als ich angefangen hab nicht zu versuchen etwas in einer schönen Landschaft zu Fotografieren, sondern die Landschaft in das Zentrum meiner Bilder zu nehmen und ihr einen Rahmen aus Felsen, Pflanzen oder ähnlichem zu geben. Die Insel ist nämlich einfach schön! Des Weiteren Lohnt es sich die Wanderschuhe mitzunehmen und auch anzuziehen! Es gibt Überall wunderschöne Orte auf der Insel, aber wegen des nicht ganz so ausgeprägten Tourismus findet man diese nicht Automatisch auf Google Maps. Wanderwege sind aber immer sehr gut ausgeschildert und befestigt… nur Sperrungen sind manchmal etwas Kreativ und nicht gleich als solche zu erkennen. Eine kleine Anekdote hier am Rande… Auf dem Weg zu einem Spot musste ich über einen Baum klettern, über eine kleine Brücke gehen und als ich dann zu einem weiteren wanderweg kam war meiner eindeutig gesperrt. Von weiter unten sah ich dann, dass die Brücke nicht mehr so vertrauenswürdig aussah… ein Schild wäre nett gewesen!

Bei der Suche nach Fotospots hilft auch ein etwas Oldschool Trick weiter… zu dem nächsten Souvinier laden spazieren und die Postkarten studieren. Hier sind meistens die schönsten Fleckchen abgebildet und auch mit Namen vermerkt, dieser lässt sich dann ganz New School mit dem Handy finden.

Besonders ergiebig hat sich für mich das östlichste Drittel der Insel gezeigt. Die Insel ist hier etwas bergiger und stark bewaldet. Es finden sich hier einige Wasserfälle, ein paar Schluchten und tolle Ausblicke auf das Meer und die Küste. Abgesehen davon möchte ich noch zwei Orte besonders ins Rampenlicht rücken.

Der Strand Praia do Areal de Santa Bárbara ist einer, der schönsten, die ich bisher in meinem Leben gesehen hab. Vermutlich ein oder zwei Kilometer lang, mit feinem Sand bedeckt und eingerahmt von einer Steilküste auf der einen und Felsen auf der anderen Seite bietet er reichlich Abwechslung, um die Surfer, die sich im Wasser tummeln, in Szene zu setzen. Nach vollbrachten Werk kann man sich dann noch einen Kleinen Snack oder eine Erfrischung in der Ansässigen Bar holen.

Als Zweites möchte ich die Westspitze euch ans Herzlegen. Bei Wellen von West knallen diese gegen die pechschwarze Lava-Steinküste und werfen die Gischt spektakulär in die Luft. Unterstrichen wird das ganze von Gräsern und gibt eine total surreale Umgebung. Auch wenn man nicht so viel Glück mit der Wetterlotterie hat, lohnt sich ein Besuch. Wenn die Welle nicht gerade von Süd rein steht, findet sich eine schön gestützte Badestelle in dem Lavagestein mit Warmen Meer Wasser!

Surfen auf Sao Miguel

Das Wetter

Wie gerade schon angeschnitten hat sich das Wetter als ziemlich launisch und auch durchaus als Lotterie Herausgestellt. Zwei Tage waren als komplett verregnet vorausgesagt, waren aber fast durchgehend nur bewölkt. Wann anders wiederum wurde ich relativ überraschenden von einem Monsun Artigen Regen überrascht (das Foto hat sich aber gelohnt 😉 ). Wenn die Sonne Raus kam, hatte es an der Küste auch jetzt Anfang Oktober problemlos über 25°c. Die Berge im Zentrum der Insel, vor allem die im Osten wirken scheinbar wie Magneten auf Wolken und damit auch auf Regen. Ich hatte nur am letzten Tag eine freie Sicht auf die dortigen Kraterseen. Die Mittleren Küsten abschnitte der Insel rund um Ponta Delgada und Ribeira Grande haben sich in meiner Woche als besondere Sonnengaranten hervorgetan. Zusammenfassend kann man sagen es ist immer eine gute Idee eine Badehose und eine Regenjacke im Rucksack zu haben.

Die Ausrüstung

Eigentlich wollte ich mit leichtem Gepäck reisen, aber am Ende hatte mein Rucksack dann doch 12Kg wie ich in den Flieger gestiegen bin. Zum Glück kann man ja dann Sachen wie Laptop oder Ladegeräte im Hotel lassen. An der Digitalen Front hatte ich meine Nikon Z50, ein Nikkor 50mm 1.8G + Adapter, ein Viltrox 13mm f1.4 und meine DJI Mini 2 im Rucksack. Hiermit war ich sehr zufrieden. Bei ein oder zwei Gelegenheiten hätte ich mir noch ein paar Millimeter mehr Brennweite gewünscht, aber nichts, was Lightroom und das Zuschneidetoll nicht lösen könnte. Eigentlich wollte ich auch meine Praktisix Analoge Mittelformat Kamera mitnehmen, aber diese war mit 2,5Kg einfach zu groß und schwer. Stattdessen begleitet mich meine Zuverlässige Revue SC3 und eine Agfa Billy Clack 51… Für letztere war es der erste Einsatz und ich bin äußerst gespannt auf die Ergebnisse!